Ortsgruppe Friedrichshafen
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Ufer-Renaturierung am Bodensee

Zustand des Bodensee-Ufers

Das Bodenseeufer ist über weite Strecken nicht mehr in seinem natürlichen Zustand: Aufschüttungen, Ufermauern und andere Uferbefestigungen, Häuser, Gärten, Verkehrswege u.ä. anstelle von Bruchwäldern oder Sumpfwiesen. 

Naturnaher Uferabschnitt

"Renaturierung" = mehr Natur??

An einigen Uferabschnitten bemühen sich die Gemeinden oder Landkreise inzwischen um eine Renaturierung, da die Flachwasserzone für den See und seine Tier- und Pflanzenwelt von großer Bedeutung ist. Der BUND Friedrichshafen begrüßt dieses Bestreben um eine ökologisch bessere Gestaltung der Uferzone.
Leider ist hier häufig "gut gemeint" nicht das selbe wie "gut gemacht". Schon eine Studie der Arbeitsgruppe Bodenseeufer (AGBU) von 2012 belegt dies. Eine kurze Zusammenfassung finden Sie hier.

In der o.g. Studie wird auch kritisiert:
"..., wobei sich im Laufe der Jahre eine missbräuchliche Praxis einbürgerte, bei der bauwillige Gemeinden seeseitige Entwicklungsmaßnahmen als  Renaturierungen deklarierten, um Vorteile bei der Finanzierung und im Genehmigungsverfahren zu nutzen."

Hierzu gehört u.E. auch die sogen. Renaturierung im Strandbad Eriskirch 2016/17.
Antrag auf wasserrechtliche Genehmigung der Gemeinde
Stellungnahme von BUND und LNV dazu

Bereits im Winter 2018 wurde erneut Kies u.ä. im Uferbereich eingebracht, weil das Wasser einen Teil schon weggespült hatte. Teilweise wurde das abgetragene Material (zum Leidwesen der Badegäste) auf die Baderampe verdriftet. Ob der größere "Rest" in das angrenzende Naturschutzgebiet Eriskircher Ried gewandert ist oder "nur" den Seeboden in der ökologisch wertvollen Flachwasserzone zudeckt, ist unbekannt. (Zur Problematik der Kiesverdriftung s.u.)
Bericht in der Schwäbischen Zeitung

Der Kies aus dem Strandbad Hagnau hat den West-Strand des Kirchberger Campingplatzes erreicht und bedroht die FFH-Pflanzenstandorte (Blick nach Osten).  (Bernd Schürenberg)

Problem Kies

Zwei weitere Studien zu Praxis der Kiesvorschüttungen zeigen, dass der z.B. bei einer Uferrenaturierung eingebrachte Kies durch Wellen und Strömungen verfrachtet und in anderen Uferabschnitten abgelagert wird. Dadurch können wertvolle Lebensräume unter einer dicken Kiesschicht verschwinden.  
Kiesvorschüttung Kirchberg             Kiesverfrachtung Hagnau 2016     Kiesverfrachtung Hagnau 2023

Da der Renaturierungs-Leitfaden der IGKB weiterhin Kies als "Renaturierungs-Material" empfiehlt, weil die "Renaturierungen" am Obersee nicht lange genug beobachtet wurden, hat der BUND-Kreisverband im Herbst 2023 einen Warnhinweis an verschiedene Ämter geschickt. Bisher (20.10.2023) hat noch kein Amt inhaltlich geantwortet.

Trotzdem wird der Umbau des Strandbades Friedrichshafen auch mit einer großen Kies-Vorschüttung geplant.    mehr

Auch im Zusammenhang mit dem Uferweg Seemoos-Manzell ist zu sehen, dass das aus dem Weg ausgeschwemmte Material verdriftet wird, im angrenzenden Schilfgebiet liegt schon eine beträchtliche Menge Sand und Kies. Dadurch wird auch möglicherweise der Seeboden in der Flachwasserzone belastet und es besteht auch die Gefahr, dass die Bestände der seltenen Strandrasen-Vegetation weiter östlich mit Kies und Sand zugedeckt werden.

"Uferrenaturierung" Kressbronn

Artikel im SK vom 2.3.2019