Ortsverband Friedrichshafen
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Igelkinder im Herbst

Kleiner Igel im September - Hilfe nötig?

Die meisten Igelkinder kommen im August / September zur Welt. Nach ca. 4 Wochen erkunden die kleinen Igel bereits ihre Umgebung und nach 6 Wochen sind sie nicht mehr auf ihre Mutter angewiesen. Wer also eins oder mehrere Igelkinder findet, sollte sich die wichtigste Frage stellen, wo sich das Muttertier befindet, so Helga Weißkopf in Bermatingen von der Igelnothilfe vom Tierschutzverein Markdorf. Sie rät, die Igel aus einiger Entfernung für mind. 2 Stunden zu beobachten, meist käme das Muttertier zurück, um das Kleine zu holen. Wer hat, könnte eine Wildtierkamera aufstellen. Sie bittet dringend darum, nicht wahllos Igelkinder aus der Natur entnehmen. Es sei normal, dass die Kleinen jetzt auch tagsüber ihre Umgebung erkunden. Da Igelkinder jedoch recht schnell "erwachsen" werden, sind sie ab einem Gewicht von 250 - 350g schon recht selbstständig. Unterstützen kann man sie in der Zeit noch mit einer Futterstelle. Mit etwa 8 Wochen und ca. 350 g Gewicht gehen sie dann meist schon ihrer eigenen Wege.

Wenn ein Jungtier tatsächlich alleine ist und unter 200g wiegt, sollte man das Tier sichern. Dafür reicht ein größerer Karton, den man mit Zeitungspapier / Laub o.a. auslegt und eine umkippsichere Schale mit Wasser (keinesfalls Milch!) dazu stellt. Wichtig ist, dass der Karton hoch genug ist, denn Igel sind Kletterkünstler. Anschließend sollte man einen erfahrenen Igelpfleger oder eine Wildtierstation kontaktieren.

Da die Auffangstationen meist ohne finanzielle Hilfe arbeiten, sind sie häufig vollständig überfüllt. Telefonische Hilfe findet man u.a. bei Welt der Igel in RV (0751 / 5578890) oder Wildtierhilfe BaWü in Grünkraut (0800/ 7235750 – 24-Std.-Hotline) oder Helga Weißkopf (07544/9531811). Meist muss man auf den Anrufbeantworter sprechen und wird zeitnah zurückgerufen. Auch das Tierheim FN versucht zu unterstützen, wenn ein Tier hilflos ist. Während den Öffnungszeiten ist es unter 07541/6311 erreichbar, außerhalb dieser muss man sich an die Polizei wenden, die dann den Kontakt zum Tierheim herstellt. 

Schnelle Hilfe ist nötig, wenn Babyigel tagsüber über den Rasen kriechen, laut fiepen oder auf der Seite liegen. Womöglich sind die Tiere auch schon mit Fliegeneiern oder Maden befallen. Diese Tiere können ohne menschliche Hilfe nicht überleben. Wenn ein Tier offensichtlich verletzt ist, gehört es sofort zu einem Tierarzt, nicht in eine Pflegestation.

Über das Für und Wider von Zufütterung von Wildtieren wird häufig gestritten.  „Ja, Igel brauchen unsere Hilfe, wenn sie in den Gärten, in denen sie leben, keine geeignete Nahrung mehr finden.  Eine Zufütterung im Spätsommer / Herbst, bzw. Frühjahr hilft nicht nur untergewichtigen Igeln, sondern auch den Jungen und dem Muttertier. Eine Wasserschale sollte nicht vergessen werden“, so Weißkopf weiter. „Als Igelfutter eignet sich für den Notfall Katzennassfutter, evtl kurzfristig Hundenassfutter oder ein gut durchgebratenes ungewürztes Rührei. Außerdem fressen Igel gerne gekochtes Geflügel, angebratenes Hackfleisch und getrocknete Insekten. Ausführliche Informationen hierzu sind zu findet man bei www.pro-igel.de oder www.weltderigel.de.“

Marion Morcher vom BUND Friedrichshafen ist es wichtig den Irrglauben klarzustellen, dass sich Igel angeblich von Fallobst ernähren. Igel fressen weder Obst, Gemüse noch Nüsse. Auch fressen sie keine roten Nacktschnecken (Gemeine Wegschnecke) die ihnen viel zu schleimig sind. Als Schnecken nehmen sie gerne die kleinen Gehäuseschnecken auf, von denen es aber auch immer weniger gibt. Weiter stehen auf dem natürlichen Speiseplan Regenwürmer, viele Insektenarten, wie Spinnen, Ohrwürmer, Laufkäfer, Hundert- und Tausendfüßer und Insektenlarven.

Wer Sorge hat, andere Tiere könnten durch das Futter angelockt werden, kann ein Futterhaus mit Labyrintheingängen – evtl. mit sog. Rattenklappen versehen - aufstellen. Diese gibt es fertig, als Bausatz oder man baut sie selbst. Eine Bauanleitungen findet man z. B. bei www.pro-igel.de. Eine umgedrehte Holzobstkiste mit 8 x 8 cm großen hineingesägten Eingängen eignet sich wunderbar als Futterhaus. Platziert wird die Futterstelle am besten an einem ruhigen, geschützten und sicheren Ort.

„Der BUND Friedrichshafen empfiehlt als Maßnahme, die jeder Gartenbesitzer selbst tun kann: den Garten naturnah gestalten. Wir beraten Sie hierzu gerne,“ so Brigitte Wallkam vom BUND Friedrichshafen. „Auch hilft es, den Zaun entweder ca 10 cm über dem Boden enden zu lassen oder ab und an Lücken einzufügen, sodass die Gärten nicht hermetisch abgeriegelt sind.“

Der BUND-Friedrichshafen bittet zudem: lassen Sie Ihre Mähroboter tagsüber nicht unbeobachtet, auch wenn das Fahrverbot in FN nur von 20 bis 7 Uhr gilt. Die meisten Mähroboter haben keinen Igelschutz, sodass sie auch Jungtiere, die tags unterwegs sind, schwer verletzten, bzw. töten können. Das gilt natürlich auch für andere Tiere, die (noch) nicht flüchten können, z.B. Jungvögel.

Foto für die PM, Fotograf: Wildtierrettung Berlin