Die Ernährung des Igelpfleglings
Igel sind Insektenfresser, doch in der Gefangenschaft soll man sie nicht mit Schnecken, Regenwürmern etc. ernähren, weil diese Überträger von Innenparasiten sind. Die Ernährung eines Igelpfleglings muss sich an der inhaltlichen Zusammensetzung der natürlichen Nahrung orientieren, also fett- und eiweißreich sein.
Grundnahrungsmittel
Igel dürfen niemals einseitig ernährt werden! Zur abwechslungsreichen Ernährung eignen sich als Grundnahrungsmittel:
- Katzen- oder Hundedosenfutter
- Eier (hartgekocht oder als Rührei)
- Geflügelfleisch (gekocht)
- Hackfleisch (kurz anbraten, so dass es durchgegart ist)
Als darunter zu mischende „Ballaststoffe“ (zur guten Verdauung unerlässlich) eignen sich:
- Weizenkleie
- Haferflocken
- Igeltrockenfutter
Zusätzliche Vitamin- und/oder Mineralstoffgaben sind nur selten und dann nach tierärztlicher Verordnung sinnvoll. Ein Zuviel - vor allem an fettlöslichen Vitaminen - kann mehr schaden als nützen! Die verschiedenen Grundnahrungsmittel können natürlich auch gemischt angeboten werden, z.B. halb Katzendosenfutter, halb angebratenes Hackfleisch, oder halb Rührei, halb Hackfleisch. Zum Anbraten empfiehlt sich Maiskeimöl, da es für den Igel günstige Komponenten enthält.
Pro Portion (150-Gramm-Joghurtbecher) gibt man entweder einen Esslöffel Weizenkleie oder zwei Esslöffel Futterhaferflocken bzw. Igeltrockenfutter zum Fleisch, Ei oder Dosenfutter. Evtl. feuchtet man die Mischung mit etwas Wasser an.
Nichts herdwarm oder kühlschrank-kalt hinstellen! Füttern Sie keine Speisereste, nichts Süßes, nichts Gewürztes. Obst und Gemüse, Käse, Nüsse, Quark und Joghurt gehören nicht auf den Speisezettel des Igels! Zum „Zähneputzen“ (Igelzähne neigen zu Zahnsteinansatz) gibt man mindestens pro Woche etwas gekochtes Hühnerklein (Flügel, Hälse, Rücken) mit den Knochen, jedoch enthäutet.
Eine ausschließliche Fütterung z.B. mit Katzendosenfutter ist abzulehnen. Wird dennoch einige Tage hintereinander nur Dosenfutter gegeben, sollten wenigstens die Sorten gewechselt und das Futter mit einem Teelöffel Maiskeimöl angereichert werden.
Das von verschiedenen Firmen im Handel angebotene „Igeltrockenfutter“ ist nur als Beimischung geeignet, keineswegs als Alleinfutter!
Getränk
Zu Trinken bekommt der Igel frisches Wasser. Keine Milch! Milch bewirkt wegen des für Igel unverträglichen Milchzuckers Durchfall, in der Folge Darmentzündungen und Infektionen, die tödlich enden können. Das Wasser reicht man in kippsicheren, flachen Glas- oder Porzellannäpfen (z. B. Näpfe für Nager aus dem Zoohandel).
Futterrezepte
Als Varianten bei der Fütterung haben sich folgende Mischungen als Tagesration für einen mittelgroßen Jungigel bewährt:
- 100 g Katzendosenfutter, vermischt mit 2 Esslöffel Igeltrockenfutter
- 100 g Geflügelfleisch, vermischt mit 2 Esslöffel Haferflocken und 1 Teelöffel Pflanzenöl
- 60 g Rinderhackfleisch mit 1 Teelöffel Öl angebraten, vermischt mit 1 Esslöffel Weizenkleie
- 30 g Rinderhackfleisch und 1 Ei mit 1 Teelöffel Öl angebraten, vermischt mit 2 Esslöffel Haferflocken
- 60 g Rührei mit 1 Teelöffel Öl angebraten, vermischt mit 2 Esslöffel Igeltrockenfutter
Futtermenge und Gewichtsentwicklung
Die erforderliche Nahrungsmenge ist von Igel zu Igel verschieden. Sie hängt vom Körpergewicht und vom Gesundheitszustand ab. Ein mittelgroßer Igel frisst etwa eine Menge, die einen 150-g-Joghurtbecher füllen würde. Maßstab für die richtige Futtermenge bildet die Gewichtszunahme.
Anfangs wird der Igel täglich, später nur noch wöchentlich gewogen. Man legt ihn dazu auf dem Rücken in die Waagschale und pustet ihn ein bisschen an, damit er ruhig hält. Wenn ein abgemagertes Tier Nachholbedarf hat, kann es täglich 15 bis 20 g zunehmen, später sollten es etwa 10 bis 15 g pro Tag sein.
Gefüttert wird in der Regel nur einmal täglich, und zwar abends. Läuft jedoch ein offensichtlich hungriger Igel auch tagsüber unruhig im Gehege herum, sollte man ihm selbstverständlich Nahrung anbieten. Das gleiche gilt für geschwächte Tiere, die die notwendige Futtermenge oft nur in mehreren kleinen Portionen einnehmen. Futterreste müssen weggeworfen und die Näpfe täglich (bzw. nach jeder Mahlzeit) heiß gespült werden.
Zwangsfütterung
Sehr kranke und schwache Igel, die selbständig keine Nahrung aufnehmen, müssen mit der Einwegspritze ernährt werden. Dazu nimmt man den auf dem Rücken liegenden Igel in die Hand und füttert ihn, damit er sich nicht verschluckt, in leicht sitzender Stellung. Als Nahrung eignet sich - wenn gerade nichts anderes greifbar ist - Hipp-Fleischzubereitung püriert (Banderolenaufdruck: ab 4. Monat), besser aber (bei Zwangsfütterung über mehrere Tage) Hill‘s Prescription Diet "CANINE a/d FELINE" (vom Tierarzt), die man mit etwas Fenchel- oder Kamillentee verdünnt. Übergangsweise kann man auch eine laktosearme, gebrauchsfertige Katzenmilch füttern. Man gibt vier- bis fünfmal täglich je 10 bis 30 ml seitlich ins Mäulchen.
Zusätzlich sollte immer ein Teller mit Futter im Gehege stehen, damit der Igel Gelegenheit hat, so bald wie möglich selbständig zu fressen.
Einen Igel, bei dem Zwangsfütterung nötig ist, muss man selbstverständlich einem Tierarzt oder einer Igelstation vorstellen!
Fütterungsfehler
Was Menschen gut bekommt und gesund für sie ist, oder was andere Tiere groß und stark macht, nährt deswegen noch lange nicht auch Igel. Folgende Nahrungsmittel taugen nicht für den Speiseplan eines Igels:
- Obst: Äpfel, Birnen etc.
- Gemüse: Salat, Möhren etc.
- Milchprodukte: Käse, Quark, Joghurt usw.
- Nüsse, Rosinen
- Brei für Menschenkinder
Dass Igel sich von Obst ernähren, ist ein altes Märchen - aber inzwischen widerlegt! Wenn man im Garten einen Igel an einem Stück Fallobst sieht, so locken ihn lediglich die daran krabbelnden Würmer und Insekten. Aufgrund des Aufbaus ihres Magen-Darm-Traktes können Igel pflanzliche Nahrung nicht verdauen und verwerten. Selbst wenn Igel hungrig an einem Apfel knabbern und ihm möglicherweise wie den meisten Säugetieren Süßes schmeckt, so nährt es ihn nicht! Auf kurz oder lang muss ein vegetarisch ernährter Igel verhungern!
Text: pro-igel.de