Wald hat viele Aspekte - Artenvielfalt, Holz, Erholung, Klimaschutz, Wasserspeicher, Anpassung an den Klimawandel, ...
Auch wie Waldbesitzer - private wie Behörden - mit dem Wald umgehen, ist sehr unterschiedlich.
Auf dieser Website werden wir vor allem über Wald in und um Friedrichshafen berichten.
Infos zum Thema Wald allgemein finden Sie hier: www.bund-bawue.de/natur-landwirtschaft/waelder-mehr-wildnis-wagen/
Aktuelles
Fällungen im Riedlewald Anfang 2024
Die meisten der zahlreichen Eschen im Riedlewald sind krank (Eschentriebsterben und Pilze wie z.B. Hallimasch) und nicht mehr verkehrssicher. Sie müssen gefällt werden. Andere Bäume sind z.B. durch den Schneebruch im Dezember 2023 "angeknackst" und müssen deshalb entfernt werden. Insgesamt müssen leider weit über 100 Bäume fallen.
„Wertvolle Stämme werden wir vorsichtig heraus ziehen und verkaufen, “ erklärte die Stadtförsterin Frau Beer bei einer Führung für BUND und NABU kurz vor Weihnachten. „Auch bei den Fällungen passen wir sehr auf, dass gesunde Bäume nicht beschädigt werden. Teilweise werden die Kronen durch Baumkletterer oder mit dem Hubsteiger von oben abgetragen.“
„Waldwirtschaft muss heute viele verschiedene Aspekte bedenken“, so Stadtförsterin Beer. „Holzverkauf, Wald im Klimawandel, Artenschutz, Erholungsfunktion und vieles mehr. Wir versuchen, alles zu berücksichtigen, indem wir in den verschiedenen Waldteilen unterschiedliche Schwerpunkte legen.“
Ein Teil des Holzes soll liegen bleiben. Totholz ist ein wichtiger Lebensraum für allerlei Insekten, düngt bei seiner langsamen Zersetzung den Waldboden und speichert viel Wasser. Eine Spaziergängerin meinte zu den herumliegenden Ästen und Stämmen: „Früher fand ich immer, dass es Verschwendung ist, das ganze gute Holz so unordentlich liegen zu lassen, aber seit ich weiß, warum man das macht, kann ich es akzeptieren.“
In manchen Waldteilen sollen auch Torsi stehen bleiben, also Baumstämme ohne Krone. Sie werden gerne von Spechten und Fledermäusen bewohnt. Der Riedlewald ist im Stadtgebiet für viele Tierarten ein unverzichtbares Zuhause und Nahrungsraum.
Nach der Fäll- und Aufräumaktion sollen auch junge Bäume gepflanzt werden, hier können Bürgerinnen und Bürger mitmachen (Termin wird noch bekannt gegeben). In den durch die Fällung entstandenen Lücken sollen lichtbedürftige Bäume heranwachsen wie die Eiche oder andere trockenresistente Arten, damit der Riedlewald für die Klimaänderung gerüstet ist und auch in Zukunft für häfler Menschen Erholung und für häfler Tiere Wohnung und Nahrung bietet.
Für interessierte Häflerinnen und Häfler findet am 4.1. eine kleine Führung durch den Riedlewald statt. NABU und BUND werden die geplanten Maßnahmen erklären. Treff um 10 Uhr am Wasserturm, festes Schuhwerk erbeten.
Forstwirtschaft in Schutzgebieten
Ende Januar 2023 erreichten uns zwei Meldungen, dass in einem FFH-Gebiet und und in einem "Gesetzlich Geschützten Biotop" viele dicke alte Stämme gefällt worden waren, obwohl diese Gebiete wegen dem Vorkommen seltener Fledermausarten unter Schutz stehen. Fledermäuse bewohnen Baumhöhlen, für die es dicke Bäume braucht.
Teilweise wurden auch heftige Bodenschäden verursacht.
Bei Nachforschungen stellte sich heraus, dass beide Flächen dem Land Baden-Württemberg gehören, dessen Wälder von "Forst BW" bewirtschaftet werden.
Die "gerupften" Waldgebiete sind
- im Süden des Tettnanger Waldes bei Langenargen = FFH-Gebiet mehr
und - im Seewald bei Oberbaumgarten = Gesetzlich geschütztes Waldbiotop mehr
Vor 2023:
Seewald
Bei den Bürger*innen steht der Wald hoch im Kurs, das konnte man 2018-2020 am Beispiel Seewald sehen. Durch Bürger-Engagement konnte eine Teilrodung verhindert werden.
Stadtförsterin
Auch ein Teil der Stadtverwaltung möchte mehr Unterstützung für den städtischen Wald: 2020 wurde Karin Beer als Stadtförsterin eingestellt: https://wochenblatt-online.de/friedrichshafen-hat-eine-neue-stadtfoersterin/
Ende April 2021 wurden im Seewald in einigen Bereichen Rückepferde eingesetzt, die den Waldboden nicht so verdichten wie große Holz-Ernte-Maschinen.
Artikel in der Schwäbischen Zeitung vom 28.4.2021 , Artikel als PDF
Artikel im Südkurier vom 29.4.2021 , Artikel als PDF
Bebauungsplan Fallenbrunnen NO
Für den letzten und größten Teil des ehemaligen Kasernengeländes wiurde Ende 2021 ein Bebauungsplan (=BPlan) aufgestellt. Dies ist hier besonders heikel, weil sich in den Wäldchen im Fallenbrunnen in den vergangenen Jahrzehnten ungestört viele Vögel und Fledermäuse angesiedelt haben bzw. dort ihre Nahrung finden.
51 dort brütende Vogelarten und 11 Fledermausarten wurden festgestellt, darunter mehrere von der Roten Liste!
Der BUND wird den geplanten BPlan sehr kritisch begleiten, damit die Artenvielfalt im Fallenbrunnen-Wald erhalten bleibt.
Holzerei im Fallenbrunnen, Dezember 2020
Mitte Dezember entdeckten wir, dass im Fallenbrunnen zwischen ZU und DHBW in einem Wäldchen viele Bäume gefällt worden waren. Auf unsere Nachfrage bei den noch anwesenden Arbeitern des Forstunternehmens Gruber hieß es, die Eschen seien morsch und deshalb gefährlich gewesen und es sei mit der Stadt abgesprochen. Aber weder die zuständige Umweltabteilung noch die Stadtförsterin wussten von den Arbeiten.
Nach einigen Tagen war das volle Ausmaß der Schäden im Wäldchen sichtbar:
- Es sind Bäume gefällt worden, die nur hätten eingekürzt werden sollen.
- Mindestens ein Baum mit Spechthöhle ("Habitatbaum") fehlt.
- Durch die Fällarbeiten wurden weitere Bäume (Kirsche, Hainbuche, Erle) umgedrückt, die dann auch auf den Holzstapel wanderten.
- Durch die großen Maschinen, die die Stämme rauszogen, ist auch der Jungaufwuchs plattgewalzt.
- In den Fahrspuren steht auch Anfang Februar noch Wasser, d.h. der Boden ist hier verdichtet und geschädigt.
Das Ergebnis ist ein weitgehend ausgehöhltes Wäldchen. Die noch stehenden Bäume am Rand sind bei jedem Sturm in Gefahr, weil ihnen jetzt der Schutz der anderen Bäume fehlt.
Der BUND Friedrichshafen schickte eine Umweltmeldung an die Untere Naturschutzbehörde im Landratsamt.
Antwort der UNB am 26.1.2021
Der BUND Friedrichshafen hat nachgefragt, damit die Sache so gut es ging aufgeklärt wurde und damit eine Forstfirma, die so viele Kollateralschäden hinterlässt, keine Aufträge mehr für sensible Baum-Arbeiten bekommt.
Artikel in der Schwäbischen Zeitung
Rodungen im Winter 2019/2020
Seit einiger Zeit wird in den Wäldern um Friedrichshafen sehr stark gerodet.
Dies liegt z.T. an den Borkenkäferschäden bei Fichten, z.T. am Eschensterben. Beide Baumarten müssen bei starkem Befall gefällt werden. Da v.a. Fichten in der Vergangenheit oft als Monokultur gepflanzt wurden, entstehen Kahlschläge.
Dies ist aber nur ein Teil der Wahrheit.
Ein weiterer Grund für die flächigen Kahlschläge ist der Einsatz von großen Maschinen, z.B. Holzvollernter oder großen Traktoren zum Rausziehen der Stämme. Um sie wirtschaftlich einsetzen zu können, werden auf einer Fläche alle oder so gut wie alle Bäume gefällt, auch die, die keine Schäden haben und deshalb stehen bleiben könnten.
Zudem verursachen diese großen und schweren Maschinen Schäden am Boden, die über Jahre sichtbar sind und den Boden in seiner Funktion beeinträchtigen.
Der BUND Friedrichshafen schrieb Anfang 2020 Umweltmeldungen an das Landratsamt bzw. das Umweltministerium zu unserer Meinung nach übertriebenen Fällungen:
Der BUND Immenstaad schickte eine Umweltmeldung ans Landratsamt wegen Fällungen im SpeckholZ
Juristische Bewertung der Fällungen in der Lipbachsenke und im Großen Moos / Buchhölzle
Die Antworten der Unteren Naturschutzbehörde und der Forstbehörden finden wir unbefriedigend. Deshalb holten wir juristischen Rat bei IDUR ein.
Hier unsere Fragen + die Antworten von IDUR
Leider sind viele Umweltgesetze Soll-Vorschriften und voller unbestimmter Rechtsbegriffe (z.B. "erheblich beeinträchtigt" - ab wie vielen vertriebenen Vögeln hat ein Eingriff erhebliche Folgen?). Dadurch kann sich eine Behörde oder ein Betroffener oft herausreden und für ein Gegengutachten fehlt uns das Geld.
Möglicher Ansatz für die Zukunft
Aus dem Email der IDUR-Juristin:
"Da der Land- bzw. der Forstwirt selbst nicht erkennen kann, ob sich der Erhaltungszustand bestimmter Populationen erheblich verschlechtert, ist die UNB in der Pflicht, die betroffenen Populationen zu beobachten und ggf. sog. Bewirtschaftungshinweise zu erlassen, an die sich dann die Forst- bzw. Landwirte halten müssen.
(...) dann müsste bei der UNB dokumentiert sein, welche Populationen in welcher Größe wo leben? Ab wann wäre der Erhaltungszustand verschlechtert? Gibt es diesbezügliche Bewirtschaftungshinweise, an die sich die Forstwirte zu halten haben?"
(ganzer Text oben bei HIER)
Bei der Unteren Naturschutzbehörde (UNB) im Landratsamt gibt es keine Dokumentation der verschiedenen Tier- und Pflanzenpopulationen in unserer Region, obwohl es lt. der juristischen Aussage oben ihre Pflicht wäre. Deshalb kann sie auch nicht nachweisen, dass z.B. ein Kahlschlag die Population einer bestimmten Tierart beeinträchtigt.
Stattdessen hat die Umweltabteilung der Stadt begonnen, ein Artenkataster als Daten-Grundlage aufzubauen.
Unserer Ansicht nach unterstützt die Untere Naturschutzbehörde im Landratsamt dieses Vorhaben zu wenig, obwohl es eigentlich deren Aufgabe wäre.