Ortsgruppe Friedrichshafen
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Geschichte des Streuobstes - Von den Klostergärten ins freie Feld

In der Bodenseeregion waren schon in der Steinzeit verschiedene Wildformen von Apfel, Birne, Süßkirsche und Pflaume bekannt. Die ersten Kulturformen dieses Obstes kamen mit den Römern in diese Gegend. Der sorgfältig betriebene Obstbau nahm seinen Anfang vor allem in den mittelalterlichen Klostergärten, bevor Obstbäume auch in der unmittelbaren Umgebung von großen Höfen und Siedlungen angepflanzt wurden.

Ausdehnung unter den württembergischen Landesherren

Den Bemühungen der jeweiligen Landesherren ist es zu verdanken, dass sich der Obstbau im 15. und 16. Jahrhundert allmählich in die freie Landschaft ausdehnte. Nach verheerenden Rückschlägen für den Obstbau im Dreißigjährigen Krieg folgte im 18. und 19. Jahrhundert eine starke Ausdehnung der Obstbaumbestände auf freier Flur. Die Obstbäume schienen über die Landschaft verstreut und so wurde allmählich die Bezeichnung der Streuobstwiese eingebürgert. Laut Gesetz der Landesherren war jeder ansässige Bürger verpflichtet eine bestimmte Anzahl von Obstbäumen auf die gemeinschaftlich genutzten Flächen sowie entlang von Wegen und Straßen zu setzen, zu pflegen und entstandene Bestandslücken durch Neupflanzungen zu füllen. Eine Missachtung dieser Bestimmungen sowie Beschädigung oder Zerstörung von Obstbäumen wurden schwer bestraft.

Streuobstbau auf seinem Höhepunkt

An der Schwelle vom 19. zum 20. Jahrhundert gelangte der Obstbau zu seinem Höhepunkt mit der flächenmäßig größten Ausdehnung und eine später nicht mehr übertroffenen Sortenvielfalt. Trotz der beiden Weltkriege blieben die für die Streuobstwiesen bezeichnenden hochstämmigen Baumbestände bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts charakteristisch.

Um Ailingen z.B. gibt es nur noch wenige Streuobstwiesen (Wiese mit den größeren grünen "Punkten" in der Bildmitte). Die "gestreiften" Flächen sind Intensivobst-Anlagen.

Wirtschaftswunder und die Gefährdung der Streuobstbestände

Mit dem wirtschaftlichen Aufschwung der Bundesrepublik Deutschland veränderte sich die Konsumhaltung. Stets gleichgroße, makellose und billige Äpfel und Birnen aus dem Supermarkt mussten es ein, so dass das Interesse am traditionellen Streuobstbau zur Selbstversorgung zurückging. Die Flut ausländischen Obstes, die Umstrukturierung hin zum intensiven Obstbau, Flurbereinigungen, Straßen- und Siedlungsbau verdrängten den unrentabel gewordenen Streuobstbau.

Streuobstwiesen und ihre Zukunft

Seit Mitte der 80er Jahre vergangenen Jahrhunderts wird den Streuobstwiesen wieder erhöhte Aufmerksamkeit geschenkt. Dabei treten andere Gesichtpunkte als wirtschaftliche Interessen in den Vordergrund. Streuobstwiesen müssen als Lebensgrundlage für viele, auch gefährdete Tier- und Pflanzenarten wahrgenommen, ihre unvergleichliche Schönheit und ihr kaum zu ersetzender Erholungswert müssen geschützt werden. Das Interesse am Erhalt dieses einmaligen Kulturraumes von Seiten des Umweltschutzes als auch vieler Gemeinden ist stärker denn je.

Zum Erhalt der Streuobstwiesen trägt auch das Streuobstsaft-Projekt des BUND Kreisverbandes Bodensee-Oberschwaben bei. 

Streuobstpate werden

Übernehmen Sie eine Patenschaft für einen Obstbaum im StreuObstGarten Weilermühle.